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kulturserver: 2000-03-06 |
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Egal was aus "Big Brother" (www.bigbrother-haus.de) wird, eines ist jetzt
schon sicher: Die umstrittene und von einem Verbot bedrohte RTL2-TV-Schau
ist das bisher groesste deutsche Internet-Spektakel. So zaehlten in den
ersten Tagen die Produzenten dieser Kaefigschau in 24 Stunden fuenf
Millionen sogenannte Pageviews, was umgerechnet etwa eine halbe Million
Besucher am Tag bedeutet, ausserdem schauen sich nach Angaben der
zustaendigen Muenchener AME-Agentur (www.ame.de ) im Durchschnitt
gleichzeitig 3000-5000 Leute die Live-Uebertragung im Internet an und die
meisten, auch das wurde jetzt gemeldet, waehrend ihrer Buerozeit
(http://de.news.yahoo.com/000305/9/m77p.html ).
Der deutsche Angestellte liebt "Big Brother", obwohl er bei Umfragen
(http://de.news.yahoo.com/000304/9/m5tm.html ) empoert eine solche
"Reality-Show" ablehnt. Um sich dann hinterher schnell wieder klammheimlich
ins Netz zu klicken. Und was dort zu sehen ist, ist mit den kurzen
harmlosen Ausschnitten auf RTL2 kaum zu vergleichen. Vor allem wenn man
sich ueber die im Internet kursierende Adresse einklickt, auf der
Live-Aufnahmen aus der "Master Regie"-Perspektive (www.die-gruene-katze.de)
versprochen werden.
Dann geht s ab - wie in der Nacht zum Sonntag - ins Schlafzimmer der Damen,
die bis zum fruehen Morgen von drei der Herren regelrecht belagert und
zugequatscht worden sind. Und die Kamera streicht dabei ueber die Gesichter
der Kandidaten, haelt jede ihrer Regungen fest, zeigt ihre Geilheit, ihr
Abgenervtsein und ihre Einsamkeit - und hofft, dass es irgendwann mal passiert.
Vielleicht im Huehnerstall? Aber das wollen nun die Landesmedienanstalten
verhindern - ausgerechnet im Namen der Menschenwuerde, obwohl die schon
jetzt taeglich durch zahllose TV-Sendungen arg strapaziert wird. Aber nicht
nur in den Talkshows, wo Menschen ungeschminkt ihre Dummheiten vorfuehren
duerfen und sollen. Sondern in Sendungen, wo es um Gewalt geht, wo Bilder
von zerschundenen Kriegsopfern oder verhungernden Kindern in Grossaufnahme
gezeigt werden. Oder wo die spektakulaersten Unfaelle im Strassenverkehr
sensationsheischend aufbereitet werden.
Schlimm!? Aber noch viel schlimmer finden es eben die neuen und alten
Moralapostel (von Otto Schily ueber Roland Koch bis zur katholischen
Kirche: http://de.news.yahoo.com/000301/9/m06z.html ), wenn junge Leute
unter der Dusche oder - um Himmels willen - beim Sex gefilmt werden. Wenn
sich diese Haltung auch juristisch durchsetzen sollte, dann koennten auch
bei uns bald US-amerikanische-Verhaeltnisse drohen, wo
Brustwarzen tabu und Waffen legal, Nacktbaden verboten und Hinrichtungen
erlaubt sind, wo also Gewalt zum sozial-medialen Leben politisch-korrekt
einfach dazugehoert, waehrend der Sex selbst in seinen harmlosesten
Spielarten von Amts wegen unterdrueckt wird. Eine schoene Perspektive?
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