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ZEIT emil fertig: 2001-01-30
 

Tagebuch

"Gott hat uns die Zeit gegeben..."



Eilig hatte ich es am Frühlingsmorgen in die Stadt zu kommen. Am Platz der Stadt Chartres wird mein flotter Gang durch ein freundliches "Guten Morgen" gebremst. Eine ehemalige Kollegin begrüsst mich freudig und verwickelt mich in ein Gespräch. Das Thema, das zunächst einen exotischen Baum, der auf dem Platzrasen wächst, zum Inhalt hat, wickelt sich weiter auf wie ein buntes Wollknäuel, über das Wetter, über die Natur, über die Welt. Wir geraten ins Metaphysische und enden bei Goethe. Es war eine nette, anregende und von der milden Frühlingssonne beschienene Unterhaltung. Fünfzehn Minuten hat mich der Plausch gekostet. Jetzt aber die Beine unter die Arme!

Gerne gehe ich durch den Feuerbachpark, weil dort keine Autos stinken. Hinter einem Busch kommt schnüffelnd ein Boxerrüde hervor. Den kenne ich doch! Wo der auftaucht ist auch mein Schulfreund Fritz nicht weit. Richtig getippt! Allgemeine Begrüßung mit Streicheleinheiten für Fritzens Boxer. Der Fritz hat's weniger mit der Metgaphysik. Er zieht ein Papiertaschentuch aus der Hose: "Wääscht, des brauch ich immer fer denn" und dabei deutet er auf die sabbernde Schnauze seines Boxers und wischt sie ab. Über den Hunde kommen wir im Verlaufe von zehn Minuten auf einen Sack voll Themen: auf Jogging, auf Bodybuilding und Sinn und Unsinn dieser Beschäftigungen; auf unsere Jugend und die heutige; auf die beste Methode zur Verhütung von Herzinfarkten und nachdem Fritz und Hund durch die Kreuztorstraße noch zur Schwiegermutter müssen, trolle ich eine kurze Strecke mit und kann dann "frei weg" meinem innerstädtischen Ziel zustreben.

Auf dem Rückweg hab' ich's wieder eilig, weil ich ein Telefongespräch erwarte. In der Gilgenstraße treffe ich auf den "Rudl", einen alten Jugendfreund.

Wir regen uns beide in dem ordnungsliebenden Bürgern quasi tariflich zustehenden Maße, über dort im absoluten Halteverbot geparkte Autos und einen dicken Brummi auf. Die Aufregerei dauert gute fünf Minuten, dann gehen wir mit "Allo, servus" auseinander.

An der Josephskirche muß ich wieder die Bremse reinlegen. Eine Bekannte. Wir haben uns schon lange Zeit nicht mehr gesehen: "Sinn Sie net ", fragt sie zweifelnd. Nach Feststellung unserer beider Identität erfolgt ein reger Gedankenaustausch von mindestens einer Viertelstunde.

Die Uhr der Gedächtniskirche schlägt drei Viertel elf. Jetzt aber Schnur geben! Das Telefonat!

An der Paulstraße schiebt mir unser Briefträger seinen leeren Wagen entgegen. Er wurde heute früher fertig wie sonst üblich. Ich unterhalte mich gerne mit dem Postler, weil er stets freundlich und zuvorkommend ist, anders, wie ab und an der eine oder andere Schalterkollege von ihm.

Wie ich weitereile, kommt mir urplötzlich ein Kalenderspruch in den Sinn: "Gott hat uns die Zeit gegeben, doch von Eile hat er nichts gesagt."

Ich schalte runter, gehe sinnierend langsam weiter: In dem Spruch steckt allerhand Wahres drin, und auf einmal ist es mir gar nicht mehr so brandeilig. Als ich schnaufend die Treppen hochkomme, höre ich an der Wohnungstür, wie drinnen das Telefon läutet. Ich nehme den Hörer ab. Das erwartete Gespräch.

Mein Gesprächspartner merkt mein Schnaufen: "Du hechelscht jo wie en Jachhund. Hättscht net so zu renne brauche, ich bin a ewe erscht häämkumme." "Mensch", denk ich, "Mensch, der hot vielleicht Nerve" Aber dann denke ich auch an das Kalenderblatt: "Gott hat uns die Zeit gegeben..."





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