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ES WAR EINMAL... |
spilo: 2000-11-23 |
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Für Alex U.
Wie es sich für eine Weihnachtsgeschichte gehört, beginnt sie mit:Es war einmal...
Also! Es war einmal vor langer langer Zeit ein Junge... Dieser Junge hiess Marco. Er wuchs in einem kleinen verschlafenen Dorf auf. Es passierte in diesem Dorf nicht viel und so zog es ihn hinaus in die Welt. Zuhause hielt ihn sowieso nicht viel, da Vater und Mutter den Marco wenig beachteten und er eher störte.
So packte er sein Hab und Gut und machte sich auf. Er zog in eine Stadt und lernte viele Leute kennen. Endlich passierte etwas! Marco fühlte sich glücklich. Endlich hat er Menschen gefunden, mit denen er sich verstand und die ihn mochten.
Zusammen feierten sie rauschende Feste bei Wein, Weib und Gesang.
So verging Jahr um Jahr...
Eines Tages merkte Marco, dass einige seiner neu gewonnenen Freunde nicht mehr da waren. Er merkte, dass die Leute, mit denen er feierte und lachte ihm immer fremder wurden.
Jetzt kam Weihnachten.
Marco ging durch die Strassen seiner Stadt und sah all diese warmen Lichter hinter den Fenstern der grossen Häuser. Er war das erste mal nicht mit seinen Freunden zusammen.
Heilige Nacht!
Aus den Räumen kroch die Wärme und der Geruch von leckerem Gebäck. Auf den Strassen kamen ihm ständig glückliche Familien und Paare entgegen, die Umwelt prozte voller Wärme und Liebe...
Marco dagegen war alleine. Keiner war da, der ihn wärmte, all seine "Freunde", die sich bei Wein und Gesang irgendwelche Geschichten und Heldentaten erzählten, gaben ihm nicht die Geborgenheit und Sicherheit, die er sich jetzt so gewünscht hätte. Marco merkte, dass er einsam war!
Traurig und schweren Mutes tappte er durch die kalten Gassen der Stadt, wusste schon längst nicht mehr, wo er war. Es war schon tiefste Nacht, die meisten Häuser waren schon dunkel und Marco lief und lief und lief...
Schon längst in tiefen Gedanken versunken kam er zu einem alten Hof. Er hatte dieses Anwesen noch nie zuvor gesehen, was jedoch auch kein Wunder war, da es weit ab von der Stadt lag und Marco diese Gegend stets für langweilig hielt.
Da er sehr erschöpft war, setzte er sich auf eine Bank, die an der Wand des alten Hauses stand.
Die Luft roch nach Rauch und Marco hörte das blöken von Tieren, die ganz in der Nähe sein mussten.
Plötzlich ging neben ihm eine Türe auf und gelbes Licht schien auf den kalten steinigen Boden. Ein grosser alter Mann trat in den Schein. Marco erschrak und wollte aufspringen. Der Schrecken sass ihm jedoch so stark in den Knochen, dass er sitzenblieb...
"Nanu" sprach der alte Mann zu Marco. "Wer bist denn du und was machts du denn hier? Schickt dich der Weihnachtsmann?"
Marco war überrascht von der freundlich warmen Stimme des Mannes. Er sah in mit offenem Mund an, ehe er stotternd erwiderte:"Mein Name ist Marco!"
Marco war sichtlich gerührt. Irgendwas hatte ihn getroffen, was er noch nie in seinem Leben erlebt hatte.
Der alte Mann lud Marco in sein Haus ein. Ihm schlug eine wahnsinnige Wärme entgegen und er merkte, dass ihm alles so vertraut vorkam. Marco fühlte sich plötzlich wie zu Hause. Dabei hatte er gar kein Richtiges.
Das Haus war von innen sehr spartanisch eingerichtet. Es gab nur Kerzen, einen Tisch, drei Stühle, ein grosses Bett oder sowas und einen Kamin. Darin brannte ein Feuer und es lagen grosse Felle davor. Auf dem Tisch standen Becher und eine alte Flasche mit Wein.
Marco fragte sich, wie alt der Mann denn sein möge und was er so mache. Er hatte einen schneeweissen Bart und zerzaustes Haar. Da fing der alte Mann auch schon an zu erzählen:
"Jedes Jahr mache ich mich auf, die Welt zu sehen. Ich reise umher und schaue mir die Menschen an. Ich sehe, dass sie lachen und feiern und dass sie viel zu essen haben und nicht frieren müssen... Jedoch sehe ich in ihren Augen seit einiger Zeit keinen Glanz mehr..."
Der alte Mann setzte sich zu Marco an den Kamin und streckte seine schroffen Hände zu den wärmenden Flammen.
"Ich bin nun ein alter Mann geworden und habe viel gesehen. Doch sowas kann ich mir nicht erklären."
Marco überlegte, was ihm der alte Mann sagen mochte.
"Als ich noch so jung war, wie du, da waren wir hier auf dem Hof eine Familie. Wir haben zusammengehalten und uns gegenseitig geholfen und vertraut. Jetzt sind alle fort gegangen; fort in eine bessere Welt wo mehr los ist. Ich bin nun hier alleine und traurig, komme mir fast ausgenutzt und überflüssig vor."
Marco fing an, zu weinen. Er konnte seine Gefühle nicht mehr aufhalten.
Der alte Mann fuhrt fort:"Nur noch einmal im Jahr denken die Leute an mich. Dann bin ich überall der Held und muss für alles herhalten. Alle Leute spielen dann verrückt und meinen, dass sie mit mir etwas machen müssen. Das geht ein paar Tage, dann ist es wieder ruhig und ich verschwinde wieder in der Schublade. Alles vergessen, bis zum nächsten Jahr!"
Der alte Mann musste nun ebenfalls mit den Tränen kämpfen und nahm Marco in den Arm. Marco spürte erstmals ein Gefühl der Geborgenheit. Das Feuer loderte und wurf flackernde Schatten in den Raum. Marco merkte, dass sein Leben aus mehr bestand, als das, was er bisher als Leben bezeichtet hatte. Er merkte, dass das Streben nach Festen und Feiern nicht das war, was er suchte: eine Familie.
So sassen die beiden eine ganze Weile, bis Marco das Schweigen brach: "Ich habe mein Leben vertan. Habe nie eine Familie besessen und wollte immer nur Spass und Vergnügen. Ich suchte die Gesellschaft, die laut Feste feierte und lachte. Doch war das alles nur ein Schein. Ich wollte dazu gehören und lieb gewonnen werden. Nun ist alles zu spät und ich habe alles verloren. Ich bin allein und einsam!"
Da nahm der alte Mann Marco noch fester in die Arme und sprach:"Es ist noch nicht zu spät. Solange du noch einen Tag zum leben hast, ist es ein Tag, den du leben sollst. Verkünde die Botschaft des waren Lebens und der ehrlichen Freude und du wirst sehen, dass es viele Menschen auf dieser Welt gibt, die das suchen, was du vielleicht nun gefunden hast. Vielleicht sind diese Menschen nur genauso blind, wie du es gewesen bist..."
Das Feuer war fast aus, da erhob sich der alte Mann.
"Hast du meine Tiere draussen gesehen? Ich wollte sie vorhin füttern, als ich die Türe rausging. Lass mich nun nach ihnen sehen...
Der alte Mann ging zu der grossen Holztüre und öffnete diese. Ein lautes Knarren erfüllte den Raum. Marco blieb sitzen und dachte an die Worte seines neuen Freundes....
Plötzlich hörte er das bellen von Hunden und das klingeln von Glocken. Er eilte zur Türe und sah einen grossen Schlitten die Strasse hinabfahren. Auf dem Schlitten stand der alte Mann mit dem weissen Bart und den zerzaustem Haar. "HALT! HALT! WARTE AUF MICH!, schrie Marco und rannte dem mächtigen Schlitten hinterher. Doch dieser war zu schnell... Der alte Mann rief Marco noch zu: Denke an meine Worte! Es ist nie zu spät...", dann verschwand er in der Tiefe der Nacht.
Marco war ganz verwirrt, hielt seinen schweren Kopf in der Hand. Hatte er gerade den Weihnachtsmann getroffen? Unmöglich! Das kann nicht sein.
Er rannte zurück zu dem Hof, doch wo war der? Er kam auf eine Kreuzung. Von welcher Seite war er gekommen? Marco kannte sich nicht aus in der Gegend. Er fand den Hof nicht mehr...
Er irrte noch eine Weile umher, bevor er sich total erschöpft in einem Unterschlupf niederlegte und für eine kurze Zeit einschlief...
Am nächsten Morgen traf er Leute, die ihn zurück in die Stadt nahmen. Dort fand er wieder seine alten Freunde, die total betrunken von der Weihnacht auf der Strasse sangen. Sie sprachen ihn an und fragten ihn, warum er so ein Langweiler sei. Marco liess das kalt. Er sagte nur: "Ich gehe wieder zurück in mein Dorf. Ich will ein neues Leben anfangen..."
Daraufhin lachten sie noch mehr und schupsten ihn rum. Marco merkte, dass er nicht mehr dazugehörte, nicht mehr dazugehören wollte. Genau, wie früher andere dieser Freunde, die zuvor gegangen waren. Er konnte gar nicht schnell genug laufen, um fort zu kommen. Fort von diesem Ort. Erst, als er schon eine Weile gelaufen war merkte er, dass ihm einer von den Leuten gefolgt war.
"Was willst du?", fragte Marco. "Ich habe eine alten Mann kennengelernt und will mit dir gehen...", erwiederte dieser.
Marco hatte nun seinen ersten richtigen Freund gefunden...
P.S. Diese Geschichte ist zwar nicht genau so passiert, jedoch gibt es gewisse Parallelen zu einer wahren Begebenheit. Der Junge, von dem ich spreche ist wirklich von Zuhause aufgebrochen und ist in eine "fremde" Welt gegangen. Dort hat er viele "Freunde" kennengelernt, die viel Action zusammen gemacht haben: Autos geklaut, Drogen genommen, Frauengeschichten, usw. Auch dieser Junge hat irgendwann und irgendwie erkannt, dass dieser ganze "Freundeskreis" eigentlich sehr schlecht für ihn ist. Auch dieser Junge hat sich sehr einsam und vernachlässigt gefühlt, sah keine Zukunft und wollte sich sogar fast das Leben nehmen.
Doch auch in dieser wahren Geschichte ist ein kleines Wunder passiert und dieser Junge hat eine wahre Freundschaft gefunden, die meines Wissens auch noch heute existiert...
Es ist schön, wenn man Menschen hat, denen man vertrauen kann und die einen lieben. Und zwar nicht nur an Weihnachten...
spilo.
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