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AUSGABE: Oktober 2003


Rubrik: JAM

BUCHTIPP: Bedrängnis Schule???

Das Buch "Unterm Rad" schildert die schicksalhafte Geschichte eines jungen Menschen im Bezug auf seine Schullaufbahn. Auf diesem Weg übt das Buch Kritik am Bildungssystem des 19. Jahrhunderts, an dem der Junge nach und nach zu Grunde geht.


Im Jahre 1906 hat der damals 29-jährige Autor Hermann Hesse sein Buch "Unterm Rad" herausgegeben. Bereits einige Jahre zuvor schrieb er mehrere Gedichte, die ihn jedoch nicht so bekannt machten. In Kritikerkreisen vermuten einige mit diesem Buch den Durchbruch Hesses. Andere, und das ist der bedeutende Großteil, sind da anderer Meinung und sehen in Hesse nur einen Amateur.

Es handelt sich bei dem Buch "Unterm Rad" um eine Erzählung, in deren Mitte die Hauptperson Hans Giebenrath steht. Der aus den Kinderjahren entwachsene Junge lebt mit seinem Vater und Anna, dem Hausmädchen, in einer kleinen Ortschaft. Die Dorfgemeinschaft setzt alles auf sein Talent und fördert Hans Giebenrath stets und ständig. Der Junge ist für das Dorf etwas Besonderes, da er überdurchschnittlich intelligent, wissbegierig und sehr strebsam ist. All seine Freizeit opfert der Knabe und lässt sich in allen Fächern unterrichten, um beim Landexamen gut abzuschneiden. Das Landexamen ist die Aufnahmeprüfung für die Klosterschule Maulbronn; für jeden Schüler ist der Besuch dieser Schule eine Ehre. Hans Giebenrath ist der Einzige aus seinem Dorf, der dieser Herausforderung gewachsen ist.

Auszug:
"Hans Giebenrath war der einzige Kandidat, den das Städtlein zum peinlichen Wettbewerb zu entsenden dachte. Die Ehre war groß, doch hatte er sie keineswegs umsonst. An den Schulstunden, die täglich bis vier Uhr dauerten, schlossen sich die griechischen Extralektionen beim Rektor an, um sechs war dann der Herr Stadtpfarrer so freundlich, eine Repetitionsstunde in Latein und Religion zu geben, und zweimal in der Woche fand nach dem Abendessen noch eine einstündige Unterweisung beim Mathematiklehrer statt."

Sein Ehrgeiz bringt den Jungen so weit, dass er das Examen als Zweiter besteht. Die Freude im Dorf ist groß und Hans wird ab Beginn des nächsten Schuljahres die Klosterschule Maulbronn besuchen. Dort kann er sich in seiner Klasse behaupten und verfolgt mit großem Ehrgeiz sein Ziel, in allem der Beste zu sein. Sein ständiges Lernen ist der Grund, weshalb er sein Einzelgängerleben fortführt. Doch mit Beginn einer scheinbar großen, jedoch sehr sonderbaren Freundschaft wendet sich das Blatt und Hans Giebenrath muss mit einigen Problemen Bekanntschaft machen. Seine Psyche spielt verrückt. Was ist die Ursache dafür – der neue Freund oder die Hormone?

1877 wurde Hermann Hesse als Sohn des Predigers Johannes Hess und seiner Frau Marie geboren. Parallelen zwischen dem Autor und der zentralen Figur des Buches, Hans Giebenrath, liegen darin, dass beide die Klosterschule Maulbronn besuchten. Auch Hermann Hesse geriet dort in Schwierigkeiten, denen er sogar durch einen Selbstmordversuch entgehen wollte.

Zunächst verwunderlich für den Leser ist der neue Sprachstil Hesses, an den man sich jedoch nach einigen Zeilen gewöhnt. Die Natur wird ausführlich beschrieben. Der Leser kann sich ohne Probleme ein Bild von den verschiedenen Situationen machen, wobei die Gefahr besteht, dass die Beschreibungen teilweise zu langwierig sind.

Hans Giebenrath führt in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Leben für diese Zeit, wobei neben familiären Verhältnissen und dem bemerkenswertem Talent auch das unerwartete Ende gemeint ist, welches ich jetzt nicht vorwegnehmen möchte. Ich kann mir das Buch spannender vorstellen, wenn es mehrere parallele Handlungen gäbe, da das das Buch abwechslungsreicher gestalten würde. Trotz allem ist es beachtlich, wie Hermann Hesse den Lebenslauf eines scheinbar normalen Jungen auf eine neuartige Weise beschreibt. Doch überzeugt euch einfach selbst.

Meine Meinung:

Gefühle: J J J J
Anspruch: J J
Verständnis: J J J
Handlung: J J J
Stil: J J J
Information: J J J J J
Umsetzung: J J J
Gesamt: J J J


Gastartikel von unserem Partnermagazin "net-thinkers" www.net-thinkers.de

Autor: keyhole
Erstellt am: 2003-09-12