NUTS: Dezember 2003  
















!MARCS young electronic magazine lebt von eurer Unterstützung! Schreibt uns eure Ideen und Gedanken! Schreibt uns eure Kritik und empfehlt uns weiter!

Eure !MARCS Redaktion
SATIRE: DIE BAHN KOMMT... sanjok: 2004-01-04

Druckversion
XXL-Version

... zu spät oder auch gar nicht. Ein Bericht über meine Abenteuer auf Schiene, Hoffnung, dass man nicht zu spät ankommt, und vier Selbstmord(versuch)e.


Etwa 1000 Selbstmorde auf deutschen Schienen pro Jahr... Eine erschreckende Zahl. Doch warum bringen sich die Leute auf diese Weise um? Kapieren sie denn nicht, dass auch andere dabei zu Schaden kommen? Denn alles was die Wartenden auf dem Bahnsteig kriegen, ist eine Durchsage über Personenschaden und unbestimmte Verspätung, anstatt ihres Zuges.

Seit sechs Jahren nutze ich regelmäßig die Nahverkehrszüge der Bahn, ich fahre aber auch gelegentlich längere Strecken. Was ich schon erlebt habe, möchte ich hier in vier Episoden berichten.

  1. Juni.2001:
    Meine Freunde und ich sind unterwegs zum Bodensee. Wir fahren mit dem ersten Zug kurz nach vier Uhr morgens von Speyer ab und haben noch fünffaches Umsteigen vor uns, zunächst in Schifferstadt, dann in Heidelberg und eigentlich in Freiburg als Nächstes. Doch der Zug bleibt in Offenburg stehen und will einfach nicht meht weiterfahren. Wir warten und warten und warten. Mehr als 20 Minuten bereits. Es kommt immernoch keine Durchsage, der Zugbegleiter weiß auch nicht, wieso es nicht weitergeht. Endlich sagt diese seltsame Stimme, dass es Personenschaden gegeben hat. Die Strecke sei nur auf einer Schienenlinie befahrbar und somit fallen sämtliche Züge des Nahverkehrs bis auf Weiteres aus. Reisende nach Freiburg jedoch können den IC kostenlos benutzen. Ergebnis: Wir kommen noch früher in Freiburg an, als wir es geplant haben. Also nehmen wir einen früheren Zug und fahren gelassen weiter. Unserem Ausflug steht nichts mehr auf den Schienen...
  2. Februar.2002
    Winter. Schnee. Feldberg. So macht das Wochenende Spaß! Als es dunkler wird, müssen wir uns auf den weg nach Hause machen. Mit dem Skibus fahren wir also zum Busbahnhof in Todtnau. Doch es stellt sich heraus, dass unser Schönes-Wochenende-Ticket nicht sehr schön für Busse ist, weil wir ihn in einem anderen Verkehrsverbund gekauft haben. Also fahren wir zur Zugstation zurück und nehmen einen Zug nach Freiburg. Ihr ahnt schon... Unsere Reise geht über Offenburg weiter. Ich weiß nicht, ob es derselbe Selbstmörder ist, weil es beim letzten Mal nicht geklappt hat, oder ein anderer, aber unser Zug fällt wegen ...Personenschaden aus. Ja! Und ihr habt es wieder erraten. Wir haben Glück im Unglück! Mit einem ICE diesmal dürfen wir bis nach Karlsruhe fahren! Aber wir setzten einen drauf und steigen erst in Mannheim aus. Wenn schon, dann schon...
  3. 9. Dezember 2003
    Diese Geschichte ist nicht mit mir persönlich passiert, aber da ich wartend auf dem Bahnhof gefroren habe, geht das mich sehr viel an. Diesmal fährt meine Freundin von Wörth nach Speyer in einem Dieseltriebzug, der so charmant und modern aussieht wie der Ludwigshafener Bahnhof. Gerade nachdem der Zug von Germersheim abfährt und eine Minute unterwegs ist, bremst plötzlich der Zugführer mitten zwischen Lärmschutzwänden. Man hört Schreie, der Fahrer steigt aus, guckt und ruft dann die Polizei. Zuerst kommt ein Notfallwagen an, dann mehrere Polizei- und Feuerwehrautos. Blaulicht, Polizebeamte mit Taschenlampen, zwei Mädchen weinen auf den Schienen, ein Fahrrad liegt neben der Strecke, ein Junge, der angeblich vor den Zug gesprungen ist, soll verschwunden sein. Passagiere wissen nicht, was sie tun sollen und warten. Und es lohnt sich. Die Bahn stellt zwei große Taxen zur Verfügung und jeder wird mit einstündiger Verspätung bis vor die Haustür umsonst gefahren. Das nenne ich Service!
  4. 25. Dezember 2003
    Ich bin diesmal alleine von Worms nach Speyer unterwegs. Es ist ziemlich spät und es gibt keine direkte Verbindung, aber mit zweifachem Umsteigen müßte ich laut Fahrplan gut ankommen. Das will aber jemand oder etwas nicht. In Schifferstadt angekommen, höre ich die Durchsage, dass der letzte Zug nach Karlsruhe über Speyer wegen Personenschaden ausfällt... und Stille. Wie es für die zwölf Wartenden weitergehen soll, wird nicht gesagt. Also gehen wir alle zum Tower (nennt man diesen Turm auch bei der Bahn so?)und fragen den einzigen Mitarbeiter über die Sprechanlage, was denn jetzt geschehen soll. Manche haben kein Geld für eine Taxifahrt bis nach Speyer, ganz zu schweigen nach Karlsruhe. Der nette Mann setzt sich mit der Zenrale in Verbindung und erreicht nach nur 10 Minuten, dass unser Zug doch noch kommt, obwohl die Strecke eigentlich vollgesperrt ist. Und so dauert meine Reise bloß 35 Minuten länger, als geplant. Geht doch!

Zu berichten gibt es eigentlich mehr. Zum Beispiel dauerte ein unbestimmte Verspätung meherere Stunden, bis dann Busersatzverkerhr eingerichtet war. Über die Gründe habe ich erst am nästen Morgen aus der Zeitung erfahren, ein Güterzug war entgleist. Und noch Vieles mehr. Aber darüber schreibe ich vielleicht später, wenn die Bahn...


Weitere Artikel von sanjok
Autorenbeschreibung von sanjok


JAM | STUFF | NUTS
home | this month | guestbook | forum | archive | search
impressum | links | shop
 
ARCHIVE: ARTIKEL VON SANJOK
SATIRE
WAHLPLAKATE

Wir haben uns an die Bezeichnung der Nazionalsozialisten als Rechtsradikale gewöhnt, doch bald muss sie geändert werden.

ARCHIVE: ARTIKEL VON SANJOK
SATIRE
NA WER SIND DENN DIE?

Meine erste Erfahrung mit dem großen Automobilclub - fast so wie in der Werbung

ARCHIVE: ARTIKEL VON SANJOK
SATIRE
GRüN, GELB, ROT...

Wenn interessiert es denn heute? Ampeln werden immer wieder missachtet, seien es Autofahrer oder Fußgänger. Welchem Kredo folgen denn die Verkehrssünder?

ARCHIVE: WEITERE ARTIKEL
Alle Artikel von sanjok findest du hier.
 

© 1997 - 2024
!MARCS

electronic magazine

driven by
IBM RS/6000
and apache

Mit ICRA
gekenn-
zeichnet