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REPORTAGE: ALLE WOLLEN NUR VOX-POPPEN - VIVA VOCE IM PUMPWERK parnass: 2005-12-31

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Viva Voce sind eine Boyband der etwas anderen Art. Denn sie singen ohne Begeleitung von Instrumenten. Diese A-Capella-Musik verbinden sie mit typischen Boygroup-Choreografien. Bei ihrem jüngsten Auftritt in Hockenheim stellten sie ihr Können erneut unter Beweis und verzückten nicht nur die weiblichen Fans.


Es hatte sich im Sommer bereits angekündigt und die lange Wartezeit mag manch entflammter Seele wie eine Ewigkeit vorgekommen sein. Ihr Schweiß vom letzten – kleineren - Auftritt bei der "Nacht der Lieder" Anfang Juni ist kaum getrocknet, da konnten die fünf Jungs von "Viva Voce" Ende Dezember erneut dafür sorgen, dass im Hockenheimer Kulturzentrum "Pumpwerk" nicht nur die Fetzen flogen, sondern auch Herzen höher schlugen – die sommerliche Saat ist fruchtbar aufgegangen. Bis auf den letzten Platz gefüllt war das "Pumpwerk", in den schmalen Fluren drängelten sich weitere Fans und selbst der Platz hinter dem Tresen war vor dem Besucher-Ansturm kaum sicher. Nicht nur ein zahlenmäßig starkes Publikum, sondern eines, das den Künstlern auf der Bühne mit Leib und Seele verfallen war, eines, das mit vollem Körpereinsatz mitging, das jubelte, frenetisch klatschte und schon nach dem dritten Song begeistert mitsang – ein Publikum eben, das sich durch beatlesartige Hysterieerscheinungen auszeichnete. In diese bemerkenswerte Hingabe lässt sich auch einordnen, dass die gesamte Formation der "ZAP-Gang" im Publikum saß – gleich neben der extra aus dem Frankenland angereisten Oberbürgermeisterin Würzburgs, die den Gig ihren Töchtern zum Geschenk machte.

Angesichts solcher Liebesbezeugungen sind dann Programmbeiträge wie "Ich würde alles tun, um nicht berühmt zu werden" nicht mehr, als ein verhaltenes kokettieren mit dem vielleicht auch für die Jungs noch immer verwunderlichen Hype. Der aber sollte eigentlich so verwunderlich gar nicht sein: Ihr neues Programm "Gefühlsecht", mit dem die Bayern rund zwei Stunden einheizten und das als einziges Manko mitbrachte, dass es dem Auftritt vom Sommer doch arg ähnelte, war einmal mehr ein hochprozentiges Destillat aus all dem, mit dem "Viva Voce" seit der Umorientierung Anfang des neuen Jahrtausends so unaufhaltsam durchstartete – kristallklare Stimmen in feinster A-capella-Manier mit verführerischem Lächeln und einer sauber eintrainierten Bühnenshow in reinstem Boygroup-Flair. Wen wundert es da, dass gestandene Hausfrauen und reife Familienvorstände im Publikum die Girlies zahlenmäßig weit übertrafen – vom teenyhaften Gekreische mal ganz abgesehen.

Dafür sorgte aber eben nicht nur das zuckersüße Lächeln von Sunnyboy David Lugert, sondern vor allem der extrem gute Sound, den die Fünf ganz ohne Instrumente aber mit ganz eigener Natur kreierten: Mit ihrem "Vox-Pop" drehen sie bekannte Titel aus Rock und Pop durch ihre eigene Mangel, spülen sie noch einmal eine Stufe weicher und setzen sie dann – a capella versteht sich – neu zusammen. Dabei geht es den fünf Künstlern, die eine solide musikalische Ausbildung an der Kaderschmiede der bayrischen Landeskirche beim Windsbacher Knabenchor absolviert haben, keineswegs um Imitation, sondern eben darum, den kuscheligen Titeln einen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. So gab der kompositorische Mastermind Jörg Fischer den Robbie-Williams-"Entertainer" und David brachte das Volk mit "Volare" aus dem Häuschen.

Ihren Genius bewiesen sie aber noch mehr mit ihren eigenen Liedern – Tenor Bastian Hupfer beschwor die "Virtual Sexuality", Thomas Schimm verdrehte mit "Du bist so schön" pubertäre Anmachsprüche in ihrem Sinn und das absolute Highlight inhaltlich, komödiantisch und stimmlich setzte schließlich Heiko Benjes mit einem sonoren, warm-weichen Bass und dem absoluten Hammer-Song "Ich will ihnen mal was sagen", in dem er dem Chef unmissverständlich klar machte: "Ich mag sie nicht". Es sind diese Inhalte, die dem Zuhörer aus der Seele sprechen und so den Erfolg der Gruppe sichern.

So bewahren sich die fünf Jungs trotz ihrer rasant zunehmenden Berühmtheit etwas von den braven Buben, die mit Vorliebe zu perfekten Schwiegersöhnen verpflichtet werden: Gepflegt, charmant, gewitzt und gutaussehend – nicht gecastet eben, sondern "wir sind echt geblieben".

Die wenigen Hockenheimer und die vielen Gäste von teilweise sehr weit her gaben sich einen Abend lang der Musik, dem Tanz und der enormen Bühnenpräsenz "Viva Voces" hin. Und wieder verließen neu entflammte Jünger (und vor allem Jüngerinnen) das "Pumpwerk", um hinauszugehen in die Welt und das neue Jahr mit ihrer Botschaft "Vorfahrt für A-capella" zu erfüllen: "Wir woll'n nur vox-poppen". Weitere Informationen im Internet unter www.viva-voce.de.

Gastartikel aus unserem Partnermagazin Parnass, parnass.scram.de


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