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REPORTAGE: !MARCS FüR 5 TAGE IM HEIM spilo: 2002-12-03

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Normaler Weise fährt man während des Urlaubes in die Sonne. Drei !MARCS-Redakteure hingegen verschlägt es in ein Heim bei Assumstadt, um mit den dortigen Jugendlichen ein Internetprojekt durchzuführen.


Es ist Montag. 5 Tage Urlaub. Jedoch anstatt "ins Warme" zu fahren, verschlägt es uns nach Assumstadt, genauer gesagt in eine betreute Wohngruppe junger Menschen - früher hätte man "Heim" dazu gesagt. Uns, das sind drei Redakteure des !MARCS.

Doch wie kommt man dazu, freiwillig ins Heim zu gehen, seinen Urlaub dazu zu verwenden, um 6:00 Uhr morgens aufzustehen und sich mit Jugendlichen rumzuärgern?

Vorab: Ganz so schlimm war es nicht, im Gegenteil: es hat Spaß gemacht.

Wir haben ein kleines Projekt geplant, bei dem es darum geht, mit jungen Menschen gemeinsam an den Neuen Medien zu arbeiten. Dabei reizt uns natürlich besonders das "Klientel" dieser Wohngruppe. Dort hoffen wir auf Menschen zu treffen, für die das bisherige Leben nicht "nach Plan" gelaufen ist. Die jugendlichen in Assumstadt, so sagt man uns, haben bisher Schwierigkeiten mit Schule, Drogen und Eltern gehabt.

Es ist schon spät, als wir in der Wohngruppe eintreffen. Diese liegt etwas abseits auf einem kleinen Hügel. Das beleuchtete Haus ist Teil eines Schlosses, welches etwa 100 Meter davon entfernt "tront". Zwei Welten prallen aufeinander.

Die Gruppe junger Menschen sitzt zusammen mit einem Betreuer an einem großen Tisch, auf dem die letzten Reste des Abendessens stehen. Neugierige Blicke richten sich uns entgegen.

Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, essen wir noch einen Happen, dann heisst es schon "Nachtruhe". Einen weiteren Kontakt mit den Jugendlichen gibt es heute nicht. Unsicher schleichen wir durchs Haus, wissen nicht, wie wir aufgenommen werden.

Am nächsten Tag heißt es dann um 6:00 Uhr aufstehen. Den Frühsport hingegen lassen wir !MARCS-Redakteure ganz nach dem Motto "Sport ist Mord" sausen. Daraufhin frühstücken wir gemeinsam mit den Jungs und lernen sie das erste mal näher kennen: "Scheinen ganz cool zu sein!"

Um 8:00 Uhr beginnt die Schule. Wie jeden Tag. Das Klassenzimmer befindet sich in der Einrichtung. Das hat seinen Grund, denn die Jugendlichen sollen in Assumstadt einen Abschluss machen. An "normalen" Schulen ist ihnen dies nicht gelungen. Der Lehrer ist bereits da, kurz vor Schulbeginn stimmen wir mit ihm noch die letzten Feinheiten unseres Projektes ab: Diese Woche wird eine "Internetwoche" sein.

Die Wohngruppe Assumstadt ist technisch hervorragend ausgestattet. Ein bischen neidisch können wir sagen, dass wir dies von einem "Heim für schwierige Jugendliche" nicht erwartet hätten: Es gibt moderne Laptops, Funk-LAN, einen schnellen Server und Internet. Für die Jugendlichen wäre das ein Paradies schlechthin, wenn, ach wenn diese vielen Regeln nicht wären, wobei wir beim nächsten Thema wären.

Klare Regeln und dessen Kontrolle sind die Basis für den Betrieb der Einrichtung. Es gibt fast nichts, was nicht geregelt ist - und das ist auch gut so. Die Jugendlichen haben in ihrer Vergangenheit nicht gelernt, mit Regeln umzugehen und erfahren während ihres Aufenthaltes in Assumstadt, dass Regeln nicht nur "stressig" sind, sondern auch halt und Sicherheit geben.

Zurück zum Projekt. In dieser Woche möchten wir gemeinsam mit den Jugendlichen ein Internetmagazin aufbauen und ihnen beibringen, wie man Inhalte dafür erstellt. In Gruppen teilen wir ein, wer was macht: Layoutgestaltung und Themenrecherche. Hierzu gründen wir Arbeitsteams, die einzelne Aufgaben übernehmen.

Jetzt geht's los: Die Jugendlichen machen Fotos mit Digitalkameras, schreiben erste Texte und interviewen die Lehrer und Betreuer. Wir sind positiv überrascht, wie einfach es uns zu gelingen scheint, mittels der Neuen Medien und IT-Technik das Interesse der "schweren Jungs" zu gewinnen. Spielerisch und dennoch hoch motiviert sind sie bei der Sache.

Uns und den Schülern macht das Projekt derart Spaß, dass die kommenden Tage wie im Fluge vergehen werden. Für heute ist jedoch erstmal Schule aus und es gibt Mittagstisch. Das Essen in der Wohngruppe ist prima: viel und gesund; außerdem schmeckt es herzhaft, auch wenn wir erst hinterher von der Köchin erfahren, welche Kräuter alles drin waren. Nach dem Essen haben die Jugendlichen teils frei, teils besuchen sie Sport oder Praktika.

Wir lassen uns von einigen die Umgebung zeigen. "Rausgehen", das ist etwas, was die Kerle ungerne zu machen scheinen. "Nichts los in dem Kaff", so lautet die Aussage. Wir finden es etwas schade, dass die jungen Menschen nicht aktiv den Kontakt zu Gleichaltrigen suchen - tut ihnen doch eine Abwechslung vom Heimalltag garnicht so schlecht.

Es wird Abend. Wir haben uns schon gut eingelebt und kennen nun schon viele Facetten des Heimes und deren Bewohner. Die Guten und die Schlechten. Bereits am ersten Tag werden die Erzieher "laut". "Der Mensch lernt eben nur durch Schmerz", eine alte Weisheit, die wohl jeder von uns kennt. "Es ist wichtig, dass die klar formulierten Regeln eingefordert werden. Das gibt Konstanz und letztlich auch Halt", so der pädagogische Ansatz der Leitung. Die Rechnung geht auf: Trotz "Lautwerden" ist die Stimmung gut.

Es ist nun bald Nacht. Nach dem Abendessen hat jeder Jugendliche noch eine Stunde Freizeit, die er auf seinem Zimmer verbringen kann. Um 22:00 Uhr ist "TUK".

So vergehen die Tage wie im Flug. Das Projekt kommt gut voran, sodass wir bald genügend Material zur Auswahl zusammengetragen haben, um mit einer Auswahl beginnen zu können. Die Jugendlichen haben die Aufgabe, die Texte und Audiodateien zu kürzen und Bilder für die Illustration der Texte zu bearbeiten. Nach kurzer Einweisung stellt dies den jungen Leuten kein Hinderniss dar.

Schon bald beginnen wir, die geleistete Arbeit in das Magazin zu stellen. Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn man seine Arbeit "fruchten" sieht. Die Schüler sind ganz zufrieden mit der geleisteten Arbeit und auch wir lächeln vergnügt.

Eine anstrengende Woche liegt hinter uns. Eine Woche, in denen die Jugendlichen, jedoch auch wir, viel Neues dazugelernt haben. Eine Woche, in der kleine Freundschaften entstanden sind, eine Woche, die mehr gebracht hat, als ein paar Tage faul am Strand zu liegen.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmals bei allen Jugendlichen und Betreuern für die tolle Aufnahme und Mitarbeit bedanken. Spezieller Dank an die Jungs:

Alex (Interview)
Cihan
Michi
Viktor (Interview)
Andi
Marco
Hilde
Stefan



Link zum Magazin: corleone.info



Anmerkung: Die Servertechnologie und das Content Management System haben wir von unserem !MARCS übernommen, welches eine einfache Eingabe von Artikeln ermöglicht. Das Layout haben wir gemeinsam mit den Jugendlichen überarbeitet und angepasst.



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