JAM: April 2002  
















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REPORTAGE: INDIEN PRIVAT - MIT "PRIVATGUIDE" DURCH HYDERABAD mohan: 2002-03-05

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Hier kommt ein neues Kapitel meiner Indieneindrücke. Diesmal ist der Besuch der südinidischen Millionenstadt Hyderabad dran. Er verschaffte mir Einblicke in das alltägliche Leben der Muslime in Indien und ihre religiösen Sitten.


Bei meinem letzten Aufenthalt in Indien war ich auch in der südindischen Millionenstadt Hyderabad (ca. 5 Millionen Einwohner). Diese Stadt war früher Hauptstadt der Qutb Shahi Sultane, später der Nizame von Hyderabad. Beides waren muslimische Herrscher, daher erinnert die Altstadt mit ihren zahlreichen Moscheen und Bazaren eher an den Orient als an Indien. Aber dies ist eben eine weitere Facette dieses bunten Landes Indien. Immerhin ist Indien das Land mit der drittgrößten muslimischen Bevölkerung auf der Welt.

Wie leben sie nun, die Muslime in Indien? Über die Hindus liest man ja sehr viel, aber Islam und Indien, eher wenig. In Hyderabad bot sich für mich die Möglichkeit, dieser Frage mal nachzugehen. Ich war allein in der Altstadt unterwegs (ist sowieso der beste Weg das Land und die Leute kennenzulernen) und ging durch Bazarstraßen und Altstadtgassen. Vor einer Moschee machte ich halt, da sie offen war, ging ich rein.

Und nun gings los mit meiner Entdeckungstour. Drinnen waren einige Inder, die ich fragte, was es denn mit der Moschee so auf sich hat. Es stellte sich jetzt heraus, dass es ein Grabmal für einen Heiligen war und die Muslime Schiiten. Sie zeigten mir das Ritual der Verehrung und ich durfte auch mal den Sarkophag mit der Hand berühren. Nach etwas Smalltalk wurde ich von einem, Syed Mohammed Hadi, zum Tee eingeladen. Jetzt begann meine Privatführung durch die Altstdt und zu heiligen Stätten der Schiiten.

Mein Führer, der Angestellter der Regierung war, kannte ziemlich viele Leute. Ständig blieb er stehen und begrüßte irgendwelche Bekannten. Ich wurde auch kurz vorgstellt. Einige Worte zur Teestube, allein wäre ich wahrscheinlich nicht reingegangen, sie war eher unauffällig. Der Tee war sehr stark und schmeckte wirklich super. Syed erzählte die ganze Zeit über das Alltagsleben der Schiiten. Aber ich stellte ihm auch viele Fragen, es interessierte mich halt schon, wie die Menschen so leben. Und das ist ein wichtiger Punkt in Indien. Wenn die Inder merken, dass man sich für ihr Land interessiert, dann zeigen sie inem bereitwillig alles. So bekommt man Dinge zu sehen, die man selbst mit einem alternativen Reiseführer nie gefunden hätte.

Dies bringt ich jetzt zu dem, was ich gesehen habe, insgesamt sieben religiöse Orte, mehrere Grabmäler, eine riesige Versammlungshalle für etwa 10.000 Menschen, eine Moschee und verschieden Koranschulen. Das ganze war sehr aufschlussreich. Die Eingänge zu einigen Grabmälern waren ziemlich versteckt und eine unauffällige Tür. Dank meinem Guide habe ich sie gefunden.

Eine Anmerkung zur zweiten Einladung zum Tee. Diese war um 17:00 Uhr und der Muezzin der nahegelegnen Moschee rief gerade zum Gebet. Auf die Frage an Syed, ob er jetzt nicht zum Gebet müsste, sagte er nur, dass er bereits war. Offensichtlich legen die Inder ihren Glauben etwas liberaler aus. Trotzdem sah ich in den Straßen neben vielen Frauen, die die traditionelle Kleidung Sari trugen auch einige, die verschleiert waren.

Vielleicht zum Schluss noch einige Anmerkungen zu den Grabmälern. Die Innenräume waren meist grün (die Farbe des Propheten Mohammed) und mit Bildern und Koranversen geschmückt. Es gab aber auch Dinge, die stark vom Hinduismus beeinflusst waren, Reliquienschreine oder mit Blumenkränze geschmückte Symbole der Heiligen. Diese werden bei der Verehrung teils mit der Hand, teils mit dem Mund berührt. Vor den Grabmälern war ein Behälter mit reinem Wasser für die rituelle Reinigung.

Gegen Abend bot mir Syed noch an, seine Familie zu besuchen. Leider musste ich ablehnen, weil ich wieder zurück zu meiner Gruppe musste. Schade, wäre sicher sehr interessant geworden. Aber vielleicht klappts beim nächsten Mal, die Telefonnummer von Syed habe ich ja. Zusammenfassend kann ich sagen, dass diese kleine Privatführung einer der Höhepunkte der Reise war. Falls es irgedwen von euch mal nach Indien verschlägt kann ich euch nur raten, euch auf das Abenteuer "allein in Indien" einzulassen. Ihr bekommt viele Eindrücke vom Land und dne Menschen.

Und wie geht's mit meinen Indienerlebnissen weiter? Nun, beim nächsten Mal ist die alte hinduistische Kultur dran, wir besuchten Badami und Pattadakal. Beide hatten ihre Blüte im 6. bis 8. Jahrhundert. Das ganze ist dann auch was für die Liebhaber alter Steine.


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