STUFF: Dezember 2001  
















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GEDANKEN: UM UNS LICHT UND IN UNS SCHATTEN ingeborg schäfer-siebert: 2001-11-28

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Weihnachtszeit – Zeit des Lichts. In heidnischer Vorzeit waren das die Tage der Wintersonnenwende, in der die allmähliche Wiederkehr von Sonne und Wärme rituell begrüßt wurde.


Der Termin wurde dann später ´christianisiert´ als Tag der Ankunft, der Geburt des Heilands.

Heute sind diese Tage erfüllt von Lichterglanz allerorten, von Advents- und Weihnachtsmusik, Glocken und Kling-Glöckchen, Einkaufs- und Geschenk-Trubel, Plätzchenbacken und Vorbereitungen für die Feiertage, auf dass am Tage X(-Mas) frohe Gesichter leuchten mögen. Jede Gruppe, jeder Verein und jeder Betrieb veranstaltet seine vorweihnachtliche Feier, besinnlich bei Kerzenlicht oder mehr laut-fröhlich mit Nikolaus oder beides zugleich. Licht, Freude, Frohsinn, Hoffnung weit und breit!

Aber sind wir wirklich so strahlend-freudig, so hoffnungsfroh, wie wir zu sein haben?
Fürchten wir uns nicht manchmal vor all dem Lichterglanz, der uns umgibt und zu fordern scheint: Freut Euch immerdar! Im Gegensatz dazu empfinden wir doch gerade jetzt Lust- und Mutlosigkeit, Enttäuschung und Alleinsein stärker als sonst. Die Diskrepanz zwischen der licht-fröhlichen Umgebung und der eigenen düsteren Stimmungslage wird besonders krass erlebt (ich spreche hier ausschließlich von psychischer Situation). Es ist ja bekannt, dass in der Weihnachtszeit relativ mehr Selbstmorde geschehen als zu anderen Zeiten.

Man könnte sich ja der ganzen Glanzlichtzeit entziehen, zumindest innerlich. Aber das ist meist undurchführbar und wäre auch nur eine vorübergehende Lösung; denn die Schatten in uns, von denen hier die Rede ist, würden weiter lauern. Auch eine Flucht in Selbstmitleid wäre nicht hilfreich.

Bleibt also nur, sich diesen eigenen Schatten zu stellen und sie nicht länger zu verdrängen, sich also einzugestehen, dass man einiges falsch gemacht hat und an manchem, was schief gelaufen ist, selbst schuld ist; dass man vieles nicht kann, dass man zu unbegabt, zu träge, zu egozentrisch ist; dass man nicht geliebt wird, weil man selbst nicht wirklich lieben, sondern nur begehren kann, und so weiter und so fort. - Reue nennen das die christlichen Kirchen.

Das sagt sich so leicht und ist doch so schwer. Denn im eigenen Seelen-Keller findet man, wenn man ehrlich nachsieht, allzu viele dunkle Ecken und Ratten-Nester; und man macht bei der Keller-Inventur auch gar keine gute Figur vor sich selbst. Das ertragen die meisten Menschen nicht, sehen die Ursache der Übel bei anderen oder in irgendwelchen widrigen Umständen und hören deshalb an dieser Stelle auf.

Dabei kommt der schmerzhaftere Teil des Prozesses erst noch. Aufräumen sollte man nämlich, aussortieren, ausmisten, neu bewerten und ordnen: Was belastet mich oder meine Mitmenschen? Wie möchte ich sein? Was will ich erreichen? Welche Stärken, aber auch welche Schwächen habe ich? Wo hat es bisher gemangelt? Was war zuviel? Was möchte, kann, will ich ändern? Was kann oder muss bleiben, wie es ist? - Buße wird das in den christlichen Kirchen genannt.

Wer um den eigentlichen Sinn der Weihnachtsbotschaft weiß, der weiß auch, wo und wie er für seine Keller-Arbeit Hilfe finden kann in Form von Zuversicht, guten Gedanken und Durchhaltekraft. Das Ziel dabei ist, mit sich selbst Frieden zu schließen, wieder Ja zu sich sagen zu können. -

Natürlich bleibt unser Ich unterkellert (S. Freud sprach von ´Es´), das ist Teil des menschlichen Wesens. Aber wir können versuchen, den Keller aufzuräumen und mit zu beeinflussen, was Platz darin hat / haben darf, damit wir nicht vom Chaos erdrückt werden und die Ratten nicht über uns kommen.

Licht und Schatten müssen einander nicht ausschließen. Vielmehr kann das Licht dem Schatten seine Schwärze und Undurchdringlichkeit nehmen, falls wir es in uns hineinlassen.

Ingeborg Schäfer-Siebert


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