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AUSGABE: Januar 2003

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Rubrik: JAM

SERIE: Pfälzer Geschichten

Die Pfalz ist voll von Geschichten und Sagen. Einige davon will ich in loser Folge vorstellen, den Beginn macht Hans von Drodt, auch bekannt als Hans Trapp.


Hans von Drodt war lebte im 15. Jahrhundert und war ein Heerführer des pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. Dieser belehnte ihn widerrechtlich mit der Burg Bewartstein, die damals dem Kloster Weißenburg gehörte. Hans von Drodt, der im Volksmund als Hans Trapp bekannt ist, entwickelte sich zu einem gefürchteten Raubritter. Auch Reichsacht und Kirchenbann konnten ihn nicht an seinem Treiben hindern. Die Burg Bewartstein kaufte er später vom pfälzer Kurfürsten, der sich zwar von ihm distanzierte, aber trotzdem sein Freund blieb.

Einen Dauerkrieg führte Hans Trapp mit dem Kloster Weißenburg. Mehrmals verwüstete er Dörfer, die dem Kloster gehörten, er griff sogar Weißenburg an. Einmal lies er die Wieslauter aufstauen, so dass die Felder um Weißenburg nicht mehr bewässert werden konnten, später lies er den Damm einreissen. Dadurch wurde viel Land um Weißenburg überschwemmt und vernichtet.

Heute noch ist Hans Trapp im Elsaß und besonders in Weißenburg als Kinderschreck bekannt. Er ist der Begleiter von St. Nikolaus mit der Rute, der unartige Kinder in den Sack steckt. Auch in der Südpfalz ist Hans Trapp noch bekannt.

Die Geschichte mit der gestauten Wieslauter wurde aufgeschrieben und später auch vertont.

Hans Trapp

Wenn Kinder schrei'n zu Weißenburg
und Wort noch Rut' nicht frommt,
so schlägt gewiß zuletzt noch durch
der Ruf: "Hans Trapp, der kommt!"

Wer ist Hans Trapp? Vom Bärbelstein
der Ritter Hans von Drodt
der grüßt' einst Weißenburg nicht fein
und bracht's in schwere Not.

Denn mit dem Kloster und dem Abt
lebt' er in schlimmem Streit,
drum hat's sein böses Herz gelabt,
ihm anzutun ein Leid.

Voll arger List hemmt' er einmal
der Lauter raschen Lauf,
da schwoll der Bach durchs ganze Tal
gleich einem Strome auf.

Dann riß er ein den hohen Damm,
fort stürzte wild die Flut,
riß mit sich manchen Fels und Stamm,
als echter Bot' der Wut.

Ganz Weißenburg ist Schreck und Graus,
die Fluren sind ein See!
Ach, mit der Ernte ist's nun aus!
Der Streich tut lange weh.

Und alles heult: "Was gibt's, o Gott!"
Der Abt zornflammend ruft:
"Das hat getan der Hans von Drodt,
den Gott verdamm', der Schuft!"

Drum hat die Stadt vergessen nicht
den furchtbar'n Ritter Hans;
packt nichts so'n kleinen, bösen Wicht,
gewiß Hans Trapp, der kann's.

Vertonung durch die Gruppe Siebenpfeiffer


Autor: mohan
Erstellt am: 2002-12-30



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