!MARCS young electronic magazine
AUSGABE: Februar 2002

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Rubrik: NUTS

SATIRE: Skifoan - des is des greasde uff de Woid

Die Zeit der Skilehrer und dazugehörigen Skihaserln ist nun endlich gekommen. Jetzt verschwinden die überflüssigen Pfunde unter dicken Ski - oder Snowboardanoraks und die Skier bzw. Snowboard werden ausgepackt. Wie so ein Skiurlaub in Einer dieser Touristenhochburgen (z.B: Ischgl; Sölden, etc.) aussehen kann, erfahrt ihr schon nach einem Klick. ...


Was braucht man alles um so eine Reise antreten zu können? Eine gute Vorbereitung ist schon die halbe Miete. Meine Empfehlung ist ca. 3 Monate vorher mit dem Konditionstraining zu beginnen. Nicht nur die Muskeln, sondern auch die Leber muss geeicht werden. Wichtig ist auch das richtige Equipment. Neben der richtigen Kleidung, Skiern und Skistiefel / Snowboards und Boots ist eine Auswahl an Schnäpsen, Weinbränden und ähnlichen Spirituosen von Nöten. Man bedenke, dass der Körper täglich vier Liter Flüssigkeit benötigt. Welche Flüssigkeit (Alkoholisch oder Nicht - Alkoholisch) und die Art dessen Beschaffung (z.B. aus dem Eimer, Trog, Glas, Becher oder den Mund des Nachbarn) ist ja letztendlich doch Nebensache. Gut für die Busfahrt gerüstet kann man nun sich noch eine Familienpackung Aspirin und Alkaselza einpacken und sich noch einmal richtig ausschlafen.
Der Tag der Abfahrt ist gekommen. Endlich geht es los. Vor lauter Freude leert man schon auf dem Busparkplatz mit seinen Mitstreitern das erste Schnapsglas und da man ja nur schlecht auf einem Bein stehen kann, werden es doch schon ein paar Willies mehr. Nach den ersten Schnäpsen zur Begrüßung kommen Die gegen die Nervosität und dann kommen noch ein paar hinterher; so als Magenschließer. Dann wankt man in den Bus hinein und je nachdem, welche Stimmung im Bus herrscht wird der Rausch ausgeschlafen oder weitergesoffen. Dann werden noch ein paar Liederchen gegröhlt, deren Texte auch noch mit 1,9 Promille gut verständlich sind. Hier ein paar Liedtexte:
Mir hänn ä Katz kabt,
die war uss Rastatt,
die hat in 'd' Scheia g'schisse,
dass grad so platscht hat.
Wenn dann der mitgebrachte Vorrat sich zu Ende neigt, dann muss irgendjemand sich überwinden und für Nachschub sorgen. Und wo bekommt er ihn her? Vom Busfahrer. Der vermeindliche Spender wird dann mit folgenden Lied animiert:
Mir trinke nur, wenn's nix koscht,
mir trinke nur, wenn's nix koscht,
ja wenn das so ist,
ja wenn das so ist,
ja wenn das so ist dann Prost!
Wenn der heißersehnte Nachschub dann endlich eingetroffen ist, dann gibt es wieder ein kleines Ständchen:
Dem Spender gilt ein Trullala, Trullala
dem Spender gilt ein Trullala
Trullalaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa
Der Held der Nation wird gefeiert und der Bus kann nun getrost losfahren. Nach den ersten Minuten macht sich dann schon die Alkoholikerblase bemerkbar und wenn kein Reise - WC in dem Bus ist, dann gute Nacht. Irgendwann zwischen Leberversagen und Koma kommt dann die heißersehnte große Pause. Jetzt kann man sich endlich wieder eine Grundlage anfuttern und zwischen Leber und Milz passt ja bekanntlich immernoch ein Pils. Dann schlägt die Uhr wieder zur vollen Stunde und der besoffene Haufen bewegt sich Richtung Bus. Endlich am Zielort angekommen wird irgendwie versucht das Gepäck aus dem Bus zu laden und den Eingang vom Hotel zu finden. Wer noch genügend Standvermögen besitzt, torkelt Richtung Hotelbar. Dort wird er vom Barkeeper und einer Menge exotischer Drinks erwartet.
Am nächsten Morgen gibt es erst einmal ein ausgedehntes Frühstück und viel Nicht - Alkoholisches zu trinken. Anschließend schmeißt man sich in die Skiklamotten und schwingt sich gutgelaunt in den Bus. Dort zieht man die Skiklamotten wieder aus und trocknet seine jetzt schon durchgeschwitzen Kleider. Danach gibt's eine Runde Frei - Aspirin für den ganzen Bus. Gesungen wird jetzt allerdings nicht mehr. Erst wenn die Meute aus dem Bus aussteigt, steigt die Stimmung. Dieses wunderbare Bergpanorama muss natürlich erst einmal genossen werden, bevor es in das Getümmel vor den Gondelstationen geht. Nach dem Gedränge ( gut vergleichbar mit dem Verhalten der Großstädter an Wühltischen während der Winter - oder Sommerschlussverkäufe) flüchtet man in die Gondeln, die Einen bis zu 2000 Höhenmeter innerhalb von wenigen Minuten zurücklegen lässt. Oben auf dem Gipfel angekommen wird es den Ersten aus der Gruppe schon schlecht. Zur Aufmunterung wird ein leichter Obstbrandt gereicht (vorzugsweise Willi - Birne) und gibt es meistens nur zwei Reaktionen: Entweder man übergiebt sich gleich noch einmal, oder man bekommt kurz einen Magenkrampf (das ist das Zeichen dafür, dass die Magenwände jetzt völlig erledigt und kurz vor dem Auflösen sind) und fühlt sich danach aber wesentlich besser. So oder so; man muss weiter. Hoch mit dem Lift und die Piste herunterwedeln. Wenn nur alles immer so einfach gehen würde, wie es sich anhört. Am Lift oben ausgestiegen steht man vor folgenden Problemen: "Habe ich überhaupt meine Unterhose an? Was macht der Kerl da hinten? Warum fährt der auf mich zu? Kann der nicht bremsen? *Autsch* Was ist das denn für ein Vollidiot?" Und da ist es passiert. Der erste Skiunfall des Tages war ein voller Erfolg. Der Anfänger, der in einen gefahren ist, wird mit dem Helikopter abgeholt. Jetzt kann es endlich an die Abfahrt gehen. Und weil's so schön war gleich noch Eine hinterher. Und noch Eine. Zwischendurch immerwieder einen ordentlichen Wurf aus dem Flachmann; dann vergisst man auch die kalten Zehen. Für was braucht man beheizbare Skistiefel, wenn man sich von innenheraus auch wärmen kann? Nun ist es aber Zeit für die Mittagspause. Der Einkehrschwung erfolgt meistens gegen 12 Uhr Mittags. Hier eine wichtige Regel: Erst Nahrungsaufnahme, dann Schnaps. Wenn es jemand umgekehrt probiert, besteht die Gefahr, dass er den Selbstbedienungsthresen des Restaurants nicht mehr aufrechtlaufend erreichen kann. Frisch gestärkt geht es an die Talabfahrten je nach Fahrkönnen wird diese an einem Nachmittag bis zu stolzen zwei Mal bezwungen. Ausgepowert und mit ein paar ordentlichen Belagschäden von den vielen kleinen Steinchen bei der Talabfahrt dibbelt man wieder Richtung Bus und zieht die Skischuhe oder Boots aus. Was für eine Wohltat. Man bekommt auf einmal ein ganz komisches Gefühl; Einerseits wegen des plötzlichen enormen Gewichtsverlust von ca. 3 - 4 Kilogramm pro Fuß und Andererseits von den Dämpfen, die von den aufgeheizten Füßen hochsteigen. Frisch beflügelt schlendert man zum Après - Ski - Stand. Dort erst einmal einen Glühwein oder Jagertee. Ui! Das ist gut. Sobald die Anderen aus der Gruppe eintreffen fließt der Alk wie Wasser. Und dann steigt auch wieder die Stimmung. Im Vollsuff lässt man sich ja bekanntlich immer zu etwas hinreißen und es ist nicht selten, dass sich ein Adonis auf einen Tisch schwingt und auf Einmal beginnt sich auszuziehen. Das mag für die Frauenwelt ja heiß sein, für die Männerwelt bedeutet das aber nur eins: "Ober; noch einen Willi!" Dann trifft man auf einmal ein paar Liftbekanntschaften, unterhält sich ganz normal, trinkt einen oder zwei Schnäpse und fällt anschließend übereinander her. Zu Besoffen um noch gerade aus zu laufen, aber zum Abschleppen reicht es anscheinend immernoch. Wenn keine flüchtige Bekanntschaft in greifbarer Nähe ist, dann müssen halt die Mitreisenden aus der Gruppe dran glauben. Red Bull verleiht ja bekanntlich Flügel und mit Wodka ist man dann noch so Beflügelter und gräbt alles an, was einen vor die Flinte läuft. Dann ist es auch schon wieder soweit. Der Bus fährt ab. Also stapfen alle Beteiligten zum Bus, setzen sich auf ihren Platz und schlafen sofort ein. Im Hotel angekommen beginnt der Wettlauf um das warme Wasser unter der Dusche. Wer noch richtig heiß duschen kann, der ist ein Glückspilz und geht nach einem Schönheitsschlaf völlig entspannt zum Essen. Beim Essen kann man wirklich an den Gesichtern ablesen, ob und wieviel warmes Wasser die Personen zur Verfügung hatten. Nach der Stärkung gibt's noch einen Schnaps zur Verdauung und dann ist ein kleines Verdauungsschläfchen angesagt. Frisch ausgeruht kann es dann ans Werk gehen. Dann trifft man sich in der Gruppe und lässt entweder den Abend gemütlich ausklingen (mit Wein, Weib und Gesang) oder ein paar Draufgänger gehen in die örtliche Diskothek. Diese "Diskotheken" errinnern mich immerwieder an Kuhställe, in denen einfach nur eine Musik - und Lichtanlage aufgestellt worden ist. Diese doch so rustikale Aufmachung schreckt jeden zivilisierten Menschen sofort ab. Wenn es dann allerdings an die Bar geht, dann wird man positiv überrascht. Es gibt alles in Eimern: Prosecco, Flügerl (Wodka mit Red Bull) und noch vieles mehr. Da ist der Vollsuff vorprogrammiert. Durch den Alkohol im Blut akzeptiert man dann auch schon eher diese doch eher fremde "Party-Kultur" und nimmt eventuell an den Programmpunkten teil (z.B. Wet T-Shirt - Contest, Mr. Kuhstall - Wahl, etc.). Dann wankt man irgendwann wieder nach Hause und geht meistens doch alleine ins Bett.
Die nächsten Tage verlaufen dann i.d.R. zwar etwas gesitteter, aber im Großen und Ganzen wird nie der Rahmen des ja schon fast extatischen Saufens verlassen. Aber am letzten Tag; da geht's dann noch einmal richtig rund. Da fliegt die Kuh! Da wackelt die Sau drei mal mit dem Schwanz! Der Vormittag wird noch mit dem Skifahren vergeudet und nach dem Mittagessen geht es ab an die Après - Ski - Bar. Dort werden noch die letzten ausländischen Münzen gegen Flüssiges eingetauscht. Mit wenig Geld, großem Durst und kleiner Konfirmantenblase geht's 'runter ins Tal. Nach dem Umziehen wartet man noch auf die anderen Teilnehmer und spätestens um 15 Uhr zieht das Rudel los und geht auf den Beutezug. Kaum ist die Bar in Sichtweite werden schon die Geldbeute gezückt und das restliche Geld in eine Tasche gesteckt; damit man es im Vollsuff auch wieder findet. Es ist ja doch soooo schwer einen Geldbeutel aufzumachen, wenn man blau ist. Was für ein Bild: eine Horde wildgewordener Juppies, die einen schon mächtig in der Tanne haben und einen Wettlauf um die besten Plätze am Thresen zu machen. An der Tränke angekommen muss erst einmal der Flüssigkeitsverlußt wieder ausgeglichen werden und man soll ja nicht bei seiner Gesundheit sparen; also werden noch ein Paar hinterhergekippt. Die Menge kocht, die Stimmung ist bombastisch; genauso wie '88 bei dem Fussball - Weltmeisterschaftsfinale. Langsam aber sicher mutieren die Lieder aus den Barboxen zu den Schlager - Klassikern (z.B. Jürgen Drews - Ein Bett im Kornfeld) und der DJ rockt das Haus. Die Männer saufen, die Frauen tanzen auf den Tischen und einige Wenige ziehen sich teilweise auch ohne Rücksicht auf Verluste mindestens bis zum Schlüpfer aus. Allerdings darf man diese Art von Hochseilakrobatik nicht falsch bewerten. Es ist sicher schwer mit fast 2 Promille sich die langen Frottee - Unterhosen auszuziehen und dabei nicht von dem doch so schmalen Thresen bzw. der Bierbank zu kullern. Die Menge wankt im Takt der Musik hin und her, die Gläser gehen rythmisch zum Mund und werden leer wieder abgestellt. Wenn dann auch das letzte Geld verbraten ist, torkelt die Gruppe Richtung Bus. Dass man austreten muss, versteht sich bei dieser Flüssigkeitsaufnahme von alleine. Im Vollsuff ist es egal, was um Einen geschieht. Desshalb passiert es auch nicht gerade selten, dass diese verwirrten Gestalten irgendwo auf der Piste sind und sich erleichtern. Wenn dann noch eine Skischulgruppe angefahren kommt, wird es lustig. Die einheimischen Skilehrer jodeln laut und fahren den Störenfried anschließend so richtig mit Schmackes über den Haufen; so nach dem Motto: "Jo mei, der merkt do eh nix mea." Und das Praktische daran ist, dass sich die Wenigsten an den Vorgang und schon gar nicht an die Person errinnern können. Der Gepeinigte und eventuell Verletzte dibbelt zum Bus zurück und betäubt seinen Schmwerz erst einmal mit einem Schnaps. Man muss die Wunde ja schließlich auch von innen heraus desinfizieren. Dann kommt noch je nachdem ein Pflaster oder Verband auf die verletzten Körperstellen. Zu Hause wird dann gesagt, dass die Verletztung von einem lebensbedrohlichen Stunt oder Sprung zustande gekommen ist. Von den Kollegen respektiert, von den Frauen verehrt. Was für ein Gefühl! Das lässt Einen doch fast das ausgekugelte Schultergelenk und die gebrochenen Arme zumindest für einen kleinen Moment vergessen. Die Heimreise allerdings ist nicht mehr so spekulär wie an die Anreise. Jetzt kommen doch die ersten Alkoholleichen zum Vorschein und das Ende vom Lied ist, dass der ganze Bus seinen Rausch ausschläft. Schließlich muss man morgen ja wieder arbeiten. Ohne jegliche weiteren Exzesse wird man dann zu Hause von der Familie abgeholt und bekommt erst einmal Einen auf den Deckel. "Musst du so nach Zigaretten und Alkohol stinken? Und das auch noch vor den Kindern!" Ohne Worte und mit einem morzmäßigen Bummschädel versucht man dann sich irgendwie in sein Bett zu retten. So Fragen wie: "Na, wie war der Schnee? Wie war das Hotel? Wie war das Wetter? Wie waren die Gruppe? Bist du auch gut mit denen ausgekommen? Hast du mich auch so vermisst, oder hast du schon wieder etwas mit einer Anderen gehabt? Sah sie wenigstens gut aus, oder war das schon wieder die Frau vom Chef?" Fragen über Fragen, die Einen doch nur vom Schlafen abhalten sollen. Und wenn dann der Satz: "Schatz; die Kinder sind schon im Bett und du glaubst nicht, wie sehr ich dich vermisst habe! *Schnurr*" zart ins Ohr gehaucht wird kratz man sich am Besten noch einmal ausgiebig am Bauch, schiebt den Kotzeimer neber dem Bett in Position und versucht bei dem Lärm einzuschlafen.
Bis zum nächsten Skiurlaub.

Autor: Volker
Erstellt am: 2002-01-15



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